
Marokko: Auf dem Markt von Marrakesch
Nach einem wunderbaren Beitrag zu Casablanca darf ich heute einen weiteren Artikel von Gastautorin josi ankündigen, die von ihren Erlebnissen während einer Marokko-Rundreise berichtet. Dieses Mal entführt sie uns auf den Markt von Marrakesch:
„Hast du einen Tag in Marokko, verbringe ihn in Marrakesch. Hast du nur eine Stunde, verbringe sie auf dem Djemaa- el- Fna.“ (altes marokkanisches Sprichwort)
Seit über 1000 Jahren ist der Djemaa-el-Fna der Hauptplatz des öffentlichen Lebens in Marrakesch. Früher hielten hier die Karawanen, die für die Stadt den wichtigsten Bestandteil der Versorgung darstellten. Noch immer ist dieser Platz das Herz der Stadt Marrakesch. Nirgends sonst ist das Leben so vielfältig, nirgends sonst kann man gelebte Traditionen und modernes Leben gleichermaßen erfahren. Von der UNESCO wurde der Djemaa-el-Fna sogar zum Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit erklärt.
Auch heute fühlt man sich bei einem Besuch noch in die Vergangenheit versetzt: Schon beim Betreten des Platzes hört man das Dröhnen der Trommeln, den Klang der Schellen, die Rufe des Wasserverkäufers und die Stimme des Geschichtenerzählers.
Nirgendwo sonst werden die Sinne so herausgefordert wie auf dem Djemma-el-Fna: Duftschwaden der Gewürzstände vermischen sich mit den vielzähligen Gerüchen der Garküchen, die das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen und das Auge weiß nicht, wohin zuerst zu sehen: Feuerschlucker, Wahrsagerinnen, Jongleure – dazwischen auf einer Art Riesenschubkarre Orangen, deren frisch gepressten Saft man für wenig Geld erstehen kann, daneben Nüsse, Datteln und Süßigkeiten, die aufs Schönste ausgelegt dargeboten werden.
Ein Kreis von aufmerksamen Zuhörern schart sich um einen der alten Geschichtenerzähler, dem es mit eindrücklicher Stimme, mit Gesten und Mimik immer gelingt, sein Publikum zu fesseln. Hauptattraktion ist aber wohl der Schlangenbeschwörer, dessen orientalische Flötentöne Kobras in den Bann ziehen. Von staunenden Touristen fast mehr beachtet werden aber die zahlreichen Vipern, die um den Schlangenbeschwörer frei auf dem Platz liegen.
Es ist wahrlich ein Platz mit der Magie aus 1001 Nacht, auf dem man sich treiben lassen kann, der zum Genießen und Entdecken einlädt. Besonders empfehlenswert ist es von einem Dachcafé aus zur eintretenden Dämmerung den magischen Ausblick zu genießen:

Von Djemma-el-Fna aus führen schmale Gassen in einem verwirrenden Labyrinth durch die Medina, der Altstadt von Marrakesch, die zur größten in ganz Marokko gehört.. Auch hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: Durch verschlungene Gassen bahnt man sich einen Weg durch ein Meer von Farben, Formen und Gerüchen, die Marrakeschs Souks ( überdachte Bazare) zu einem Abenteuer für alle Sinne machen. Stände, Läden und fliegende Händler bieten hier ihre Waren an: Kaftans, Schuhe, Teppiche, Lampen, Gewürze, Leder- und Korbwaren…aber auch ganz Alltägliches wie Gemüse, Obst, Fleisch und Backwaren. Neben all den Ständen gibt es aber auch die Werkstätten: oft verblüfft der Anblick beengter Behausungen, in denen Dinge hergestellt oder repariert werden.
Man kann sich kaum dem Bann all dieser Eindrücke in der Medina entziehen. Braucht man aber zwischendurch eine kleine Erholung, sollte man sich eines der vielzähligen Cafes am Djemaa-el-Fna für eine Verschnaufpause aussuchen. Traditionell trinkt man hier Tee mit frischer Minze und isst dazu ein Gebäck namens „Gazellenöhrchen“ – eine marokkanische Spezialität!


