
Deutschland: Wandern auf der ÖkoRegio Tour im Kraichgau
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Am vergangenen Wochenende bin ich einer Einladung in der „Wandersüden“ nach Baden-Württemberg gefolgt, um dort auf der ÖkoRegio Tour durchs Kraichgau zu wandern – nach fast 3 Monaten in Australien ein ganz schöner Kulturschock! 😉 Nach einer knappen halben Woche zurück in meiner nordischen Heimat setzte ich mich also schon wieder ins Auto gen Süden, Ziel: Bretten.
6 Stunden Autobahn später erreichte ich dann die kleine Ortschaft Bretten, wo direkt vor Begin der Wanderung auch schon das erste Highlight aufwartete: Das Melanchthonhaus am Marktplatz.

Melanchthon war ein Wegbegleiter Martin Luthers, dem in Bretten an der Stelle seines Geburtshauses ein Gedenkort gewidmet worden ist. In dem Gebäude befinden sich neben einer Gedächtnishalle im Erdgeschoss auch mehrere Zimmer im Obergeschoss, die verschiedenen Bereichen (Humanisten, Theologen, Fürsten) gewidmet sind. Am besten gefiel mir aber mit Abstand das erste Zimmer, das sogenannte Städtezimmer, in dem die komplette Zimmerdecke und der obere Teil der Wände mit Wappen verziert war, die Melanchthons Korrespondenzpartner darstellen:
Nach diesem kurzen Abstecher in die Kirchengeschichte wurde es dann Zeit die ÖkoRegio Tour zu beginnen, doch leider machte die Beschilderung uns einen Strich durch die Rechnung und wir mussten uns erst mit Hilfe meines Handys orientieren, da die mir ausgehändigte Wanderkarte leider nicht detailliert genug war und keine Übersichtskarten der Ortschaften bot. Irgendwann hatten wir es dann aber doch auf die richtige Route geschafft und liefen von Bretten aus über Knitteln nach Oberderdingen, wo die Unterkunft für die erste Nacht gebucht war. Unterwegs kamen wir an satt grünen Wiesen und Feldern vorbei, wobei es mir insbesondere die prächtig gelben Rapsfelder angetan haben:
In Oberderdingen angekommen kehrten wir dann im Gasthof Lutz ein, wo wir wirklich freundlich empfangen wurden. Die Zimmer waren bodenständig eingerichtet und sehr sauber und dank Frau Lutz‘ freundlicher Art haben wir uns direkt wohl gefühlt. Zudem ist die Lage des Gasthofes einzigartig, denn er ist direkt im historischen Ortskern am Rande des alten Amthofes gelegen.

Das Abendessen in der Weinstube Lutz war dann mein zweites Highlight der Wanderung: Absolut köstlich! Auch das Frühstück am nächsten Morgen war ein Hochgenuss und ich war wirklich traurig, dass wir so schnell wieder abreisen mussten, denn in dieser schönen Unterkunft hätte ich gerne noch eine Weile länger entspannt.
Den zweiten Morgen begannen wir nun also in Oberderdingen, wo wir den historischen Ortskern erkundeten bevor wir unsere Wanderung fortsetzten.
Danach ging es über Flehingen, Gochsheim und Münzesheim nach Unteröwisheim, wobei die Landschaft stark dem ähnelte, was wir bereits am ersten Tag gesehen haben. Einen kleinen Stop legten wir dann in Gochsheim ein, da das Ortszentrum eine Vielzahl historischer Gebäude vorzuweisen hat, die einen Besuch wert sind. Gerne hätte ich dort auch das Bäckerei- und Zuckerbäckereimuseum besucht, das jedoch leider nur sonntags geöffnet ist. 🙁

Die zweite Nacht verbrachten wir dann im Landhotel Dittrich in Ubstadt-Weiher, wo wir uns jedoch leider nicht so richtig wohl fühlten. Das Hotel wirkte mehr wie ein mit Kitsch überladenes Privathaus, in dem wir uns mehr wie Eindringlinge als Gäste fühlten. Vor Allem nach der aufmerksamen, fürsorglichen Behandlung und dem köstlichen Essen im Landgasthof Lutz konnte das Landhotel Dittrich leider absolut nicht mithalten – zumal es nicht einmal direkt an der Wanderroute lag, sondern wir auch noch extra mit der S-Bahn anreisen mussten.
Zeitig machten wir uns also am letzten Tag wieder auf die Wanderung, liefen wieder vorbei an kleinen Wäldern und Rapsfeldern, begegneten Schafen, Pferden und Straußen.
Die ganze Strecke über fragten wir uns jedoch immer wieder weshalb ich eingeladen worden war diese Strecke zu wandern, wo doch sämtliche Wege gut ausgebaut waren und Fahrräder die Bewältigung der vielen Kilometer merkbar vereinfacht hätten. Die wenigsten der Sehenswürdigkeiten lagen direkt an der Wanderroute und durch die Umwege, die man ständig dafür einlegen musste, verlängerte sich die Strecke deutlich – mit Fahrrädern wäre man wesentlich flexibler und könnte die Route sicher entspannter angehen.
Was die Landschaft angeht, so war die Streckenführung gut, aber auch kein wirkliches Highlight. Fast durchgängig konnten wir in der Nähe Straßen oder Züge hören, so richtig „weg von der Zivilisation“ kamen wir also nicht und das war sehr schade.
Zum Schluss stellt sich mir auch noch eine ganz grundlegende Frage ob des Namens der Wanderroute: ÖkoRegio Tour – warum? Ist Wandern nicht ansich immer „öko“, da man ja zu Fuß unterwegs ist? Und wie „öko“ ist diese Tour bitte noch, wenn uns das Gepäck täglich mit dem Taxi zur nächsten Unterkunft hinterhergefahren wird? Entschuldigung, aber das widerspricht doch dem ganzen Gedanken von „öko“ so stark wie nur irgends möglich.
Dementsprechend gemischt waren meine Gefühle bei der Abreise: Die Wanderung war in Ordnung, aber leider auch kein Highlight – Wegführung, Landschaft, Ortschafen waren allesamt durchschnittlich und bis auf das Melanchthonhaus und den Aufenthalt im Gasthof Lutz stand nichts so wirklich heraus.. Ich bin mir sicher, dass der „Wandersüden“ wesentlich schönere und spektakulärere Routen anzubieten hat als die ÖkoRegio Tour.

