
Ausgesetzt in Südafrika: Das Gute, das dem Schlechten folgt
Da war ich nun also – ausgesetzt in der Ithala Game Reserve im Norden der südafrikanischen Provinz Kwazulu Natal, über 50 km entfernt von der nächsten Stadt mit Busanbindung. Die Wartezeit bis zur Öffnung des Tores am Morgen hatte ich dazu genutzt mir einen Notfallplan zu überlegen: Außer mir sind sämtliche Gäste in einer Game Reserve mit dem Auto unterwegs – ich muss also nur jemanden finden, der mich bis zur nächsten größeren Stadt mitnehmen kann.
Zum Glück war die Dame an der Rezeption unfassbar nett und hat für mich nachgeschaut, woher die aktuell eingecheckten Gäste kommen. Dabei stieß sie auf eine dreiköpfige Familie aus Pretoria und machte vermutlich eine der peinlichsten Sachen, die ich je in meinem Leben tun musste: Ich ging zu besagter Familie an den Frühstückstisch und versuchte meine Situation zu erklären:
„Guten Morgen, ich – äh – also, ich habe da ein Problem. Ich wurde von meinem Reisepartner hier ausgesetzt und habe jetzt kein Auto mehr. Ich habe gesehen, dass Sie aus Pretoria kommen. Könnten Sie mich vielleicht dahin mitnehmen?“
Ich glaube so möchte niemand beim Frühstück überrumpelt werden, aber das schien meine einzige Option zu sein. Die Familie war sichtlich verdutzt, versprach mir aber darüber nachzudenken. Keine 10 Minuten später kam dann eine Absage per SMS – kein Platz im Auto.
Also machte ich mich auf den Weg zurück zur Rezeption, um mir zusammen mit der Rezeptionistin einen neuen Schlachtplan zu überlegen. Auf dem Weg dorthin hörte ich dann plötzlich Geräusche auf dem Parkplatz und traute meinen Augen kaum: Eine Gruppe diebischer Grünmeerkatzen hatte die Kühlbox auf einem Bakkie (Pick-up Truck) geöffnet und war gerade dabei sich voller Genuss über das darin gefundene Brot herzumachen.
Statt weiter nach einer Lösung für mein Problem zu suchen machte ich mich deshalb nun auf die Suche nach den Eigentümern des Bakkies, damit diese ihre restlichen Lebensmittel vor den Affen in Sicherheit bringen können. Wie es der Zufall so will kam ich mit den beiden Männern ins Gespräch und ehe ich mich versah saß ich in einer Runde mit ihren Frauen und zwei Gästen aus Griechenland bei einem Kaffee an der Rezeption. Ich erzählte von meiner Misere und ohne groß zu überlegen bot mir die Familie ihre Hilfe an. Ehe ich mich versah war mein Gepäck auf einen der zwei Bakkies aufgeladen und ich offiziell dazu eingeladen den Tag gemeinsam mit ihnen in der Ithala Game Reserve zu verbringen – und was für ein toller Tag es wurde!
Die Familie war mir sofort symphatisch und ich fühlte mich wirklich herzlich aufgenommen. Wir verbrachten den ganzen Tag zusammen in Ithala, erzählten viel, lachten viel und hatten das Glück einen der in Ithala sehr seltenen Elefanten zu sehen. Kurz vor dem Verlassen des Parks sah ich dann sogar noch einen Serval über die Straße flitzen – besser hätte es nicht laufen können!
Doch das war noch bei Weitem nicht alles: Meine neuen Freunde nahmen mich nicht nur bis zur nächsten Busstation mit. Sie nahmen mich mit zu sich nach Hause, ins 160km entfernte Piet Retief. Ich hatte Tränen in den Augen, als sie mich fragten, ob ich nicht für ein paar Tage dort bleiben möchte.
Unfassbar, wie viel Gastfreundschaft diese Familie mir – einer Fremden! – entgegengebracht hat!
Und das Verrückteste von Allem: Ohne die diebischen Affen wäre es nie dazu gekommen!


Ein Kommentar
Pingback: